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Spitzwegerich - VielseitigleitsWeltmeister

Viel Potenzial - nahrhaft, überall verwendbar

HEILEN MIT PFLANZEN

Der Spitzwegerich: ein Wiesenpflaster gegen Insektenstiche

Die Blütenknospen des Spitzwegerichs schmecken nach Pilzen, und ein gequetschtes Blatt des Wiesenkrauts ist das beste Parapic.

Aber schön der Reihe nach. Kürzlich bohrte sich beim jäten das Brennhaar einer Brennnessel s

enkrecht in die Kuppe meines Fingers. Die letzten beiden Brennnesselstiche in die Fingerbeeren sind mir in schmerzhafter Erinnerung geblieben und vergleichbar mit der Pein eingeschlafener Extremitäten bei der Blutzufuhr. Der Schmerz blieb mehrere Tage lang und das Tippen auf der Tastatur fühlte sich an wie tausend Nadelstiche.

 

 

Ungünstig gelegen wächst ein Spitzwegerich in meinem Garten, den ich aber wohlweislich genau für solche Fälle hab stehen lassen. Ich entriss ihm ein Blatt, knetete und faltete es zwischen den Fingern und rieb mir die Kuppe mit dem Saft der Pflanze ein. Innert kurzer Zeit war ich symptomfrei und ich schwor, meine nächste Kolumne diesem wundersamen Wiesenpflaster zu widmen.

 

Auch das Blatt des Breitwegerichs hilft gegen Insektenstiche. Aus der gleichen Familie stammt der Breitwegerich (Plantago major). Er findet in der Küche und Hausapotheke dieselbe Verwendung wie der Spitzwegerich. Heute wissen wir, dass der Spitzwegerich die stärkste Wirkung von allen Wegerich-Arten besitzt. Er wurde vom «Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde» der Universität Würzburg im Jahre 2014 zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.

 

Der Breitwegerich unterscheidet sich vom Spitzwegerich durch seine breiten Blätter und längeren, schmaleren Blüten. 

Am Wegrand zu finden

Nach den beiden Weltkriegen und während der Weltwirtschaftskrise war Salat aus Wildkräutern ein beliebter Ersatz für unerschwingliches Gemüse. Unter den Wilden war auch der Spitzwegerich (Plantago lanceolata), eine krautige Pflanze, deren Blätter von Anfang April bis Ende August gepflückt werden können. Er ist auf Wiesen und am Waldrand zu finden. Die jungen Blätter sind zarter; ältere, zähere Blätter eignen sich zum Kochen. Neben Calcium und anderen Mineralien sind in 100 Gramm Wegerich so viel Vitamin A enthalten wie etwa in einer grossen Karotte.

 

 

Auch die Blütenknospen können geerntet und verzehrt werden. Die braunen, noch nicht blühenden Knospen schmecken in rohem und gedünstetem Zustand wie frische Champignons. Die langen grünlichen Fruchtstände des Breitwegerichs können ebenso verwendet werden.

 

Der Spitzwegerich ist durch seine schmal zulaufenden Blätter erkennbar und ein Heilmittel für unterschiedliche Beschwerden Von der Pflanze werden die Blätter als Heilmittel verwendet.

Auf den Insekten- und Brennnesselstich aufgetragen, wirkt der Spitz- und Breitwegerich kühlend und schmerzlindernd. Seine Inhaltsstoffe haben bei Katarrhen der Atemwege und Entzündungen von Mund- und Rachenschleimhaut reizmildernde, antibakterielle und entzündungshemmende Effekte.

Zu Sirup verarbeitet, legen sich die in der Pflanze enthaltenen Schleimstoffe schützend um die Rachenschleimhaut und mindern so den Hustenreiz. Gleichzeitig wirkt der Saft leicht schleimlösend.

 

Spitzwegerich wächst auf jeder Wiese. 

Rezepte zur Herstellung von Hustensirup

Es gibt verschiedene Zubereitungsmöglichkeiten für einen Hustensirup:

Es wird hier ein Rezept für den Sommer mit frischen und eines für den Winter mit getrockneten Blättern beschrieben.

Für die Sommervariante benötigt es zwei Handvoll, saubere Spitzwegerichblätter,

250 Gramm Kandiszucker oder Honig, Saft einer kleinen Zitrone, ein Schraubglas und eine verschliessbare Flasche (dunkles Glas schützt das Präparat zusätzlich vor Lichteinfall).

 

Falls der Spitzwegerich verunreinigt ist, waschen und mit einem sauberen Geschirrtuch trocknen. Die Blätter in Stücke schneiden und im sterilen Glas abwechslungsweise mit dem Kandiszucker schichten, dabei die Schichten immer mal wieder mit einem Mörser oder Löffel andrücken. Die letzte Lage sollte aus Zucker bestehen und den Spitzwegerich gut bedecken. Bei der Variante mit Honig alle gehackten Blätter mit dem Honig vermengen.

 

Für den Hustensaft wird frischer Spitzwegerich abwechslungsweise mit Zucker geschichtet. 

Anschliessend wird das Glas verschlossen und an einem gleichmässig temperierten, dunklen Ort für etwa zwei Monate gelagert. Nach der Gärzeit den Inhalt des Glases langsam im Wasserbad erwärmen. Den Zitronensaft und etwa 20 ml abgekochtes, warmes Wasser dazu rühren und zwei Stunden ziehen lassen. Durch ein Sieb passieren und in eine sterile Flasche abfüllen.

 

Für die Wintervariante benötigt es 25 Gramm getrocknete Spitzwegerich-Blätter,

500 ml Wasser, 175 ml Wald-Honig und eine sterile Flasche.

 

Wasser und getrocknete Blätter in einen Topf mischen und auf dem Herd aufkochen, vom Herd nehmen und 30 Minuten ziehen lassen. Anschliessend wird die Masse durch ein Sieb passiert und im Kochtopf um die Hälfte reduziert. Die Flüssigkeit sollte nur leicht köcheln. Danach den Sud auf 40 Grad abkühlen lassen, den Honig dazugeben und gut rühren. Den Hustensaft in eine Flasche abfüllen. Im Kühlschrank ist er bis zu zwei Wochen haltbar.

 

Salbe herstellen

Für die Salbe benötigt es zwei Handvoll saubere Spitzwegerichblätter, 100 ml hochwertiges Traubenkernöl oder Kokosöl (muss flüssig sein), 12 Gramm Bienenwachs oder 24 Gramm Wollwachs (Lanolin), ein grösseres und mehrere kleine Schraubgläser.

 

Spitzwegerichblätter klein schneiden und zusammen mit dem Öl in ein Schraubglas geben (die Blätter sollten vollständig mit Öl bedeckt sein). Glas verschliessen und zwei Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Das Glas täglich schütteln.

 

 

Nach zwei Wochen den Ölauszug abseihen und in einer Schüssel zusammen mit dem Bienen- oder Wollwachs im Wasserbad erhitzen, bis das Wachs schmilzt. Um die Festigkeit zu testen, wird mit einem Holzstäbchen eine Probe genommen und die Flüssigkeit auf einen Teller getupft. Der Tropfen erkaltet schnell und macht ersichtlich, ob der Salbe noch etwas Öl oder Wachs hinzugefügt werden muss, um die gewünschte Konsistenz zu erhalten. Salbe in die sterilen, kleinen Schraubgläser abfüllen. Im Kühlschrank sind sie mehrere Monate haltbar.

 

Der Spitzwegerich als Wundheilmittel. 

Tipp: Wem der Ölauszug zu lange dauert, kann einen Fünftel der oben angegebenen Blattmenge klein schneiden und zusammen mit dem Öl in einem kleinen Topf erhitzen. Dabei sollte das Öl auf kleiner Flamme etwa fünfzehn Minuten köcheln (nicht kochen). Danach abkühlen lassen und den Vorgang erneut wiederholen. Die Flüssigkeit mithilfe einer Stoffwindel filtern. In einer Schüssel mit dem Wachs im Wasserbad erwärmen, bis der Wachs geschmolzen ist. Anschliessend wie oben beschrieben weiterfahren.

 

 

Erwähnung in der Literatur

ROMEO UND JULIA

Shakespeare erwähnte den Spitzwegerich (plantain = Plantago) mehrfach in seinen Werken, unter anderem in «Romeo und Julia»: Romeo antwortet auf Benvolios Spott mit Ironie: «Ihr Wegerichblatt ist dafür hervorragend geeignet». Benvolio fragt, wofür das Wegerichblatt hervorragend geeignet ist, und Romeo antwortet: «Für dein gebrochenes Schienbein». Das Wegerichblatt ist gut bei einem Schnitt, Insektenstich oder für ein «gebrochenes Schienbein», welches nicht wirklich gebrochen, sondern nur geprellt ist. Damit impliziert Romeo, dass Benvolio so hilfreich war wie ein Arzt, der alle Probleme löst, indem er seinen Patienten zwei Aspirin verschreibt.

 

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