Weingut Ellwanger in Großheppach
Großheppacher Weingut Ellwanger Roter Riesling: Sensation im Weinberg
Er hat’s wissenschaftlich bewiesen: Franco Röckel hat mit einer Genanalyse festgestellt,
dass der rote Riesling, dessen Farbe vom weißen, den Sven Ellwanger in der Hand hält, deutlich abweicht, eine Mutation ist, die in Deutschland nur noch einmal vorkommt. Seniorchef Bernhard Ellwanger
hatte den Riesling-Mutanten vor einigen Jahren in seinem Weinberg entdeckt.
Der Wein hat eine warm-gelbe Farbe, schmeckt weich, rund und überhaupt nicht sauer.
Es ist ein Riesling. Ein roter Riesling. Quatsch? Und Riesling ist weiß?
Mitnichten. Jedenfalls nicht immer. Im Großheppacher Steingrüble stehen Riesling-Rebstöcke,
deren Beeren nach der Reife zartviolett eingefärbt sind. Sie sind was ganz Besonderes. Eine fast einzigartige Mutation.
Es ist schon einige Jährchen her, da entdeckte Bernhard Ellwanger in seinem Weinberg
am Riesling einen Trieb, an dem anstelle der erwarteten grünen Beeren, die er gerade ernten wollte, zartviolett eingefärbte hingen. Seltsam.
Bernhard Ellwanger wurde neugierig, schnitt den Rebstock nach der Ernte so, dass im
nächsten Jahr nur noch die violetten Beeren wuchsen und machte dann Reiser,
mit denen er andere Rebstöcke veredelte.
Inzwischen haben die Ellwangers einen halben Hektar mit ihrem Roten Riesling voll.
Inzwischen und nach einigem Hickhack – das Regierungspräsidium funkte erst dazwischen –
dürfen sie den Wein auch als eigenständigen Qualitätswein verkaufen. Und inzwischen ist wissenschaftlich bewiesen:
Der Rote Riesling der Ellwangers ist was ganz Besonderes.
Nur noch ein einziges Weingut in Deutschland kann Reben vorweisen, die dieselbe Mutation haben.
Die Beeren dieser Reben färben sich beim Reifen rötlich ein. Und auch das Laub – anders als bei den bekannteren anderen Roter-Riesling-Mutationen – bleibt im Herbst nicht gelb, sondern färbt sich rot.
Den Wechsel der Farbe kennt man auch von anderen Sorten
Was die Natur doch so alles macht: Vor allem, wenn die Sommer heiß sind und die Weinstöcke starker UV-Strahlung ausgesetzt sind, kommt es verstärkt zu Mutationen, sagt Dr. Franco Röckel vom Julius-Kühn-Institut für Rebenzüchtung bei Landau in der Pfalz. Röckel hat seine Doktorarbeit über Mutationen bei Weinen geschrieben.
Den Wechsel der Farbe kennt man auch von anderen Sorten, beispielsweise vom Gutedel.
Röckel fragte sich, ob denn nun beim Riesling der weiße oder rote zuerst da war.
Er stellte quasi beim Wein die Frage nach der Henne und dem Ei.
Röckel bewies: Anders, als in vielen Literaturen behauptet, ist nicht der Rote Riesling der Ursprung alles Rieslingweins. Sondern die Urtraube des Frisch-Fruchtig-Sauren war weiß.
Oder grün - wie man’s halt sehen will. Die Rotfärbung aber ist eine jüngere Laune der Natur. Und der Rote Riesling der Ellwangers setzt dem Ganzen wegen der herbstlichen Blattverfärbung noch eins obendrauf.
Der Rote Riesling der Ellwangers kam für Röckels Doktorarbeit zu spät. Von dem erfuhr er erst, als er im Zuge eines Projekts und nach der Promotion mit der Weinbauschule Weinsberg zusammenarbeitete. Dort freilich kannte man die Ellwangers und auch ihren sonderbaren Riesling. Die genetische Untersuchung von Blattproben bewies dann: Hier liegt was Einzigartiges vor. Fast jedenfalls.
Die Wissenschaft nimmt sich des Falles an
Für die Ellwangers sind die besonderen Reben ein Grund zur Freude.
Denn geschmacklich ist der Wein aus den bunten Beeren nicht mit jenem aus den weißen zu vergleichen und eine Bereicherung des Angebots.
Für den Wissenschaftler aber ist der Fund eine Sensation – und wird im kommenden Jahr in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung beschrieben werden.
Mutationen beim Riesling sind, so sagt Dr. Franco Röckel, äußerst selten.
In Deutschland gebe es etwa 23 000 Hektar, auf denen weißer Riesling angebaut werde.
In den letzten hundert Jahren wurden auf dieser Fläche nur zwei oder drei Mutationen beobachtet.
Es gibt aber auch Rückmutationen. Das heißt: der rote Riesling kann wieder zu weißem werden.
Auch die Ellwangers beobachten, dass in ihren roten Rieslingtrauben hin und wieder eine
weiße Beere sitzt.
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