Fünf französische Rebsorten, die man kennen sollte
Jeder kennt die großzügigen, wärmenden, würzigen Rotweine der Côtes du Rhône, aber wie viele der 15 zugelassenen roten Rebsorten dieser Region können Sie nennen? Grenache, Syrah und Mourvèdre mögen im Rampenlicht stehen, aber sie werden von einer großen Anzahl interessanter Charaktere unterstützt,
von denen Counoise zu den bemerkenswertesten gehört.
Mit moderatem Alkohol und Tanninen eignet sich Counoise nicht gerade für Blockbuster-Stile.
Aber seine attraktive Frucht, lebhafte Säure und pfeffrige Würze wirken als erfrischendes Gegengewicht zu den oft ziemlich kräftigen Sternen dieser sonnenverwöhnten Region.
An der Rhône hindern die Appellationsgesetze Counoise daran, eine Solo-Performance zu bieten,
obwohl sie oft bis zu 10% des Verschnitts bei den Spitzenproduzenten von Châteauneuf-du-Pape und Château de Beaucastel ausmacht.
Der beste Ort, um die Counoise kennenzulernen, ist vorerst Kalifornien – dort wird von mehreren abenteuerlustigen Winzern sortenreine Counoise hergestellt. Die Präsenz hier ist größtenteils der experimentellen Anpflanzung zu verdanken, die vom Weingut »Tablas Creek« in Paso Robles entwickelt wurde, das enge Verbindungen zu »Beaucastel« hat.
Die Rotweinsorte Counoise ist eine in Südfrankreich und an der südlichen Rhone weit verbreitete und alteingesessene Rebsorte, belegt aber jeweils nur wenige Hektar.
Erstmals erwähnt wird so um 1620 herum in Avignon. Zugelassen ist sie etwa in Regionen wie Châtgeauneuf-du-Pape und auch im Languedoc. Zumeist wird sie in einem geringen Prozentsatz einer Cuvée beigegeben.
Der Counoise treibt spät aus, und reift auch recht spät.
Er liebt steinige, karge Böden in einem trockenen Umfeld, da er sehr anfällig für die Schwarz- und Sauerfäule ist. Seine besten Ergebnisse bringt der Counoise in der traditionellen Gobelet- oder Kopferziehung. Sein Charakter ist eher pfeffrig würzig, so dass er in der Cuvée die Frucht mit einem delikat würzigen Aroma unterlegen kann um eine höhere Komplexität zu erzielen.
Ampelografisch gehört der Counoise zur Piquepoul-Familie und wurde daher früher mit dem Familienmitglied Aubin oft verwechselt. Der bekannteste und beste Erzeuger, der Counoise zu einem kleinen Teil in seiner Cuvée verwendet ist Château de Beaucastel im Châteauneuf-du-Pape. Neben dieser Region, dem Languedoc und den Côtes du Rhône exisiteren noch kleine Rebflächen in Gigondas, in Ventoux und in der Provence. Wenige Hektar stehen auch in Kalifornien und in Washington im Ertrag.
Terroir --karge, trockene Böden mit guter Wärmespeicherung, Kies- und Geröllböden
2. Mondeuse
Die Alpentäler der französischen Region Savoyen beherbergen mehrere interessante Sorten, ie es wert sind, sich mal über die Grenzen eines Skiurlaubs hinauszubewegen.
Ein Name, bei dem man hellhörig werden sollte, ist Mondeuse. Im 19. Jahrhundert von der Reblaus fast ausgelöscht und für einen Großteil des 20. Jahrhunderts zutiefst aus der Mode gekommen, hat Mondeuse im 21. Jahrhundert eine kleine Renaissane erfahren – mit rund 240 Hektar, die jetzt allein in Savoyen damit bepflanzt sind.
Mondeuse ist eng mit Syrah verwandt und teilt die dunkle Farbe sowie den pfeffrigen Charakter der berühmteren Schwester. Die intensive Säure sorgt nicht nur für einen lebendigen Gaumen, sondern erweist sich auch bei der Sektherstellung als nützlich. Die Sorte findet sich auch oft in einer Cuvée mit Pinot Noir und Gamay, manchmal auch als Rosé.
Die besten Mondeuse sind jedoch ausnahmslos sortenreine Rotweine.
Vor allem die Domaine »Prieuré St. Christophe« übernahm eine Vorreiterrolle bei der Bewahrung von Mondeuse und gilt immer noch als einer der verführerischsten und unverwechselbarsten Ausdrucksformen dieser Traube. Andere Savoyer Stars sind »Domaine de l’Idylle« und »Denis & Didier Berthollier«.
Der Mondeuse Noir ist eine alteingesessene Rebsorte Ostfrankreichs und vor allem in Isére, Bugey und dem Weinbaugebiet Savoyen zu finden.Unter seinem heutigen Namen wird er erstmals 1845 erwähnt, unter seinem alten Namen, Maldoux, aber bereits 1731 im Jura.
Es gibt Ampelografen, die der Ansicht sind, es könnte sich bei dem Mondeuse Noir um die bereits bei Plinius dem Älteren erwähnte Rebsorte Allobrogicae handeln. Dieser Name wird aber auch anderen Rebsorten zugestanden, etwa dem Nebbiolo, daher ist die Behauptung keinesfalls als gesichert zu betrachten. Sehr enge verwandtschaftliche Verbindungen unterhält der Mondeuse Noir zum Mondeuse Blanche und über diesen Weg auch zu der berühmten internationalen Sorte Syrah. Der Mondeuse Gris ist wiederum eine Mutation des Mondeuse Noir.
Die Reife des Mondeuse Noir liegt eher im mittleren Segment. Anfällig ist die Sorte für eine ganze Reihe von Krankheiten, etwa Echten und Falschen Mehltau. Auch Chlorose, Trockenstress und Milben können dem Mondeuse Noir zu schaffen machen. 300 bis 350 Hektar beträgt heute die Rebfläche des Mondeuse Noir in Ostfrankreich. Da diese Sorte aber zur Zeit wiederentdeckt und ihr ein gutes Potenzial zugestanden wird, werden die Rebflächen vermutlich anwachsen, wenn auch nur in kleinem Rahmen. Die Weine des Mondeuse Noir sind tieffarben und verfügen über ein markantes Tanningerüst, das die Weine auch gut reifen und altern lässt. Außerhalb Frankreichs gibt es wenige Hektar Mondeuse Noir in der Schweiz, in Kalifornien und in Australien.
Terroir - steinige, lehm- und kalkhaltige Böden
3. Tibouren
Der provenzalische Rosé hat Weinliebhaber erfolgreich mit seinem blassen Charme verführt.
Einfach der perfekte Begleiter, um auf dem glitzernden Mittelmeer zu schweben – oder zumindest davon zu träumen. Ein Großteil dieser typischen Sommererfrischung wird aus Grenache und Cinsault gewonnen, aber wenn Sie mal Lust auf eine neue rosarote Brille haben, halten Sie am besten Ausschau nach Tibouren.
Es wird angenommen, dass diese alte Sorte von Julius Cäsar in der Provence kultiviert wurde, wobei ihr Name sich am berühmten Fluss Roms, dem Tiber, orientiert. Nur wenige andere Sorten fangen den erdigen, kräuterigen Duft der lokalen Garrigue so lebhaft mit einem so ausdrucksstarken, blumigen Charme ein. Rosé mag die moderne Erfolgsgeschichte der Region sein, aber das Talent des Tibouren erstreckt sich auch auf ebenso charismatische Rotweine.
Das heutige Überleben von Tibouren ist fast ausschließlich »Clos Cibonne« zu verdanken, einem 24 Hektar großen Anwesen in den Küstenhügeln oberhalb von Toulon. Von der Reblaus verwüstet und anfällig für Krankheiten, ging Tibouren in den 1930er Jahren fast verloren, bis das Weingut sich der Sorte annahm.
Das frische, alterungswürdige Rosé und Rot zeigt, warum sich das gelohnt hat.
Über die Rebsorte Tibouren gibt es, was Ursprung und Herkunft betrifft, zwei genau gegensätzliche Hypothesen. In Frankreich verfolgt man die Theorie, die Sorte sei im späten 18. Jahrhundert von Ligurien aus durch einen Kapitän namens Antiboul in St. Tropez eingeführt worden, von wo aus sie sich dann in Richtung Provence ausbreitete. Der Name Tibouren sei eben vom Namen des Kapitäns abgeleitet beziehungsweise von diesem abgewandelt worden. In Italien wiederum geht man davon aus, dass der Tibouren aus Frankreich nach Ligurien importiert wurde, wo er fortan Rossese di Ventimiglia heißen sollte. Es ist bis heute völlig unklar, welche der beiden Varianten zutrifft und ob die Sorte zuerst Tibouren oder Rossese hieß. Die Sorte treibt recht früh aus und reift nach einer mittellangen Periode aus. Sie braucht eine eher strenge, kurze Erziehungsform, dabei leidet sie manchmal unter einer Austrocknung der Stiele und ist anfällig für Milben. Ansonsten zeigt sie sich gegen viele Reberkrankungen resistent.
Der Tibouren spielt in Frankreich eine große Rolle in den Weinbergen bei St. Tropez und in der Provence,
wo er häufig mit Mourvèdre, Grenache oder Cinsault zu dem berühmten Roséwein der Provence verschnitten wird. Cuvetiert mit Syrah und Grenache ergibt der Tibouren auch kräftige und durchaus lagerfähige Rotweine. Ein weiterer noch heute wichtiger Standort sind die Weingärten in Ligurien entlang der Küste. Unter dem Namen Rossese wird er hier häufig reinsortig zu Roséweinen wie zu Rotweinen verarbeitet. Weitere Anpflanzungen sind nicht bekannt.
Terroir -Schiefer, karges Felsgestein, Sand
4. Roussette
Ein weiterer Alpenstar, der es verdient, weit über das alljährliche Fonduegelage hinaus gewürdigt zu werden. Die auch als »Altesse« bekannte Roussette wird leicht mit der produktiveren Rhône-Sorte Roussanne verwechselt, die ebenfalls in dieser Ecke Südostfrankreichs vertreten ist – obwohl sie eher den lokalen Namen »Bergeron« trägt. Wenn Sie diese verwirrende Nomenklatur entwirren können, erwartet Sie dafür ein lohnendes Glas Wein.
Roussette fängt den gleichen reinen, luftigen Bergcharakter ein, der in so vielen anderen alpinen Sorten zu finden ist, ist aber auch in der Lage, über den Aperitif-Slot hinaus zu gehaltvolleren, komplexeren Weinen überzugehen. Die opulentesten Ausdrucksformen, die nach Blüten, kandierten Früchten und Nüssen duften, können oft die Reifung im Eichenfass vertragen und bequem ein Jahrzehnt lang altern.
Die Heimat der Roussette in Jura und Savoyen ist von kleinen Produzenten bevölkert, von denen viele ihre gesamte Produktion nur lokal verkaufen. Zu den ehrgeizigeren Winzern, auf die man achten sollte, gehören »Franck Peillot« und »Roussette de Savoie« in höchster Qualität von »Domaine Saint-Germain« und »Domaine Dupasquier«.
Der Altesse ist eine der wichtigsten, vielleicht sogar die wichtigste Weißweinsorte der Region Savoyen in Ostfrankreich. Er gehört auch zu den alteingesessenen Sorten, denn er wird bereits 1774 erwähnt. Damals war man der Ansicht, er sei von Zypern durch einen Fürsten nach Savoyen importiert worden. Das suggeriert auch der Name, der so viel wie "hoch angesiedelt" oder "Höhe" bedeutet. Tatsächlich, so haben Forschungen ergeben, handelt es sich aber um eine autochthone Rebsorte der Region Savoyen. Der Altesse reift mittellang bis spät aus und entwickelt im Zug der Vollreife eine rötliche Färbung der Beerenschalen. Das hat ihm in der Region auch das Synonym Rousette eingehandelt. Er ist anfällig für Echten wie für Falschen Mehltau sowie für Fäulniserkrankungen wie Schwarz- oder Sauerfäule. In der Region Savoyen wird die Rebsorte häufig noch klassisch in der Buschweinerziehung gehalten, in neu angelegten Weinbergen wird er aber als einarmiger Kordon oder im Guyot erzogen. Der Altesse wird häufig reinsortig ausgebaut und entwickelt dabei auch ein gutes Potenzial für eine weitere Reifung auf der Flasche. Ebenso oft wird er aber auch mit Sorten wie Chardonnay, Jacquère oder der aus dem Burgund bekannten Sorte Aligoté verschnitten. In einer Cuvée mit Chasselas und Molette wird in der Herkunft Syssel auch Schaumwein aus dem Altesse erzeugt. Knapp unter 400 Hektar stehen in Savoyen unter Reben, wenige Hektar gibt es darüber hinaus noch in Var und Vaucluse in Südfrankreich sowie in der Schweiz.
5. Melon de Bourgogne
Diese ziemlich seltsam klingende Sorte kommt Ihnen vielleicht nicht bekannt vor oder wächst,
wie der Name schon sagt, eben irgendwo in Burgund, aber es besteht eine gute Chance, dass Sie sie bereits getrunken haben, ganz ohne es zu bemerken. Denn dies ist die Traube, die hinter dem perfekten, aber oft unterschätzten Meeresfrüchte-Match Muscadet steckt.
Diese kühle, feuchte Region rund um die Stadt Nantes, wo sich die Loire darauf vorbereitet, in den Atlantik zu münden, hat sich als ideal für Melon de Bourgogne erwiesen. Während andere Sorten verrotten oder einfach nicht reifen können, kann Melon de Bourgogne großzügige Erträge mit einer sanfteren Säure erzielen, als man es in einem so nördlichen Breitengrad erwarten würde. In der Tat beschädigte diese Großzügigkeit letztendlich seinen Ruf und den von Muscadet mit einem Meer von neutralen, eher langweiligen Weinen. Jetzt ist es allerrdings an der Zeit, noch einmal hinzuschauen.
Melon de Bourgogne mag keine besonders kühne eigene Persönlichkeit aufweisen, kann aber, vorausgesetzt, die Erträge werden niedrig gehalten, eine perfekte Leinwand für Terroir und interessante Hefeeinflüsse bieten. Die Beispiele von Hervé und Nicolas Choblet auf der »Domaine du Haut Bourg«, von denen einige neun Jahre auf der Hefe reifen, zeigen, wie ernsthaft Muscadet sein kann. Ein anderer Choblet, Jerome, ist ein weniger extremer Fahnenträger für diese herrlich salzigen, trinkbaren Weine. Jetzt nur noch Austern hinzufügen.
Die Weißweinsorte Melon hieß ursprünglich Melon de Bourgogne, ein deutlicher Hinweis auf ihren Ursprung in Burgund, wo sie auch tatsächlich bis um das 13. Jahrhundert angebaut wurde, heute aber nicht mehr vorkommt, da die Sorte allmählich durch die heute bekannten klassischen Sorten des Burgund abgelöst wurde. Vermutlich bereits im Mittelalter wanderte sie an die Loire weiter, wo sie heute fast ausschließlich an der westlichen Loire und an der Atlantikküste steht und dort für den besonderen Weinstil Muscadet oder beim besseren und interessanteren Weinstil Muscadet de Sèvre et Maine verantwortlich zeichnet. Der Name Melon könnte vom lateinischen „misculare“ (meischen) abgeleitet sein. Der Muscadet hingegen, den er hervorbringt, könnte auf ein zartes, sehr verhaltenes Muskat-Aroma des Weines zurückzuführen sein. Fest steht, dass der Melon durch eine natürliche Kreuzung aus Pinot Gouais Blanc entstanden ist. Er eignet sich für kühle Regionen im besonderen Maß, ist aber anfällig für Fäulnis und Falschen Mehltau. Manchmal sterben auch Teile des Holzes ab. Der Melon bringt einen Wein von recht neutraler Charakteristik, aber frischem lebhaftem Geschmack hervor. Mehr Struktur gewinnt er, wenn er wie in der Herkunft Muscadet de Sèvre et Maine wenigstens ein halbes Jahr auf der Feinhefe verbleibt und dann direkt über der Hefe abgezogen und auf die Flasche gefüllt wird, zu erkennen an dem Zusatz „mis sur lie“ auf dem Etikett. Nennenswerte Anbauflächen außerhalb Frankreichs sind nicht bekannt.
Geschmack lieblich
Terroir -Ton-Kiesel-Erde, Feuerstein
Probieren und genießen Sie das unglaubliche Weinland Frankreich, gerne höre ich Ihre Erfahrung und Ihre besonderen Weine. Grüßle aus Stuttgart
Kommentar schreiben