Nicht ALLES Ernst nehmen!!
Keine Scheuklappen beim Essen
Der Genuss von Fleischprodukten kann gemäß WHO zu Krebs führen. Wer einen gesunden Lebensstil pflegen will, der achtet auch darauf, dass er nicht zu viel und nicht jeden Tag verarbeitetes und rotes Fleisch isst.
Dass Zigarettenrauch Lungenkrebs verursachen kann, daran zweifelt heute niemand mehr. Dass aber auch der Genuss von Fleischprodukten wie Cervelat oder Schinken zu Krebs führen kann, wie das jüngst die Krebs-Agentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommuniziert hat, das dürfte für viele eine neue und besorgniserregende Nachricht sein. Das Verdikt löste denn auch heftige Abwehrreaktionen aus. Man brauche beim Fleisch keine Bevormundung, hiess es in Internetbeiträgen. Und man lasse sich den Genuss nicht vergällen. Auch der Schweizer Fleisch-Fachverband kritisierte die Beurteilung der WHO-Agentur: Diese basiere lediglich auf statistischen Berechnungen, die eine ursächliche Wirkung des Fleisches auf die Krebsentstehung nicht beweisen könnten.
Die ganze Aufregung ist überzogen. Weder schürt die WHO Angst vor dem Fleisch, noch schreibt sie uns vor, wie viele Scheiben Salami und Bratwürste wir essen dürfen. Sie bestimmt lediglich, welche Substanzen und Umwelteinflüsse beim Menschen Krebs auslösen können und welche nicht. Das tut sie, indem sie alle verfügbaren Studien zu einem Thema sichtet und auswertet. Ohne eine solche rigorose Überprüfung der Faktenlage würde uns die Tabakindustrie noch immer erzählen, dass der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs ein Märchen ist.
Dass Fleisch durch Verarbeitung und Zubereitung ein karzinogenes Potenzial entfalten kann, wird schon länger vermutet. Beim prozessierten Fleisch gilt dieser Zusammenhang nun offiziell als gesichert, beim roten Fleisch als wahrscheinlich. Keinen solchen Makel weist das weisse Fleisch von Fisch oder Geflügel auf. Mit ihrem jüngsten Statement sagt die WHO, dass die Faktenlage beim verarbeiteten Fleisch heute so klar ist wie etwa beim Rauchen. Wobei es beim Fleisch vor allem um Dickdarmkrebs geht. Wie häufig der Fleischkonsum einen Krebs auslöst, ist eine ganz andere Frage. Weil es keine Schätzungen für die Schweiz gibt, werden Zahlen aus Grossbritannien angefügt: Demnach sind dort 86 Prozent der Lungenkrebse (und 19 Prozent aller Krebse) auf das Rauchen und 21 Prozent der Dickdarmkrebse (und 3 Prozent aller Krebse) auf den Fleischkonsum zurückzuführen. Ein anderer Vergleich: Mit einem kompletten Rauchstopp liessen sich auf der Insel jährlich über 64 000 Krebsfälle verhindern, mit einem Fleischverzicht knapp 9000.
Was bedeuten solche Zahlen für den Einzelnen? Wer einen gesunden Lebensstil pflegen will, der achtet auch darauf, dass er nicht zu viel und nicht jeden Tag verarbeitetes und rotes Fleisch isst. Mehr gilt es nicht zu beachten. Mit Genussfeindlichkeit hat das nichts zu tun, mit Masshalten aber schon.
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