Sieben Wege zum perfekten Steak
Ob blutig oder gut durchgebraten, dazwischen gibt es unzählige Präferenzen, über die man sich im Klaren sein sollte. Für die einen darf kein Tröpflein Blut sichtbar sein, andere schätzen den Fast-Rohzustand. Den idealen Gargrad gibt es nicht, auch wenn dies die Besserwisser für sich reklamieren, die individuellen Vorlieben sind heilig, und das ist auch gut so.
Sicher sein, wie der präferierte Zustand sein soll, ist die Basis für den Genuss. Hier kommen sieben verschiedene Wege, um dieses Ziel auch zu erreichen.
Aber zuerst: Vororganisation
Welches Fleisch?
Selbstredend ist beim Kauf auf nachhaltige Tierhaltung zu achten, und das Fleisch sollte mindestens 3 bis 4 Wochen gelagert sein, wenn möglich
trocken (dry-aged).
Zu Grösse und Dicke des Steaks
Je dünner es ist, desto schwieriger ist es, den gewünschten Gargrad zu erreichen. Alles unter
200 Gramm ist Aufschnitt. Das gute Stück sollte man – wie bei allen Zubereitungsarten – mindestens zwei Stunden vorher Zimmertemperatur annehmen lassen.
Was sind Edelstücke und Second oder Special Cuts?
Edelstücke:
Filet, Entrecôte, Huft, Rib eye vom Rind und Kalb
Second oder Special Cuts:
Rind: Flank, Bavette, Flat Iron, Spider, Hanging Tender, Outside Skirt
Iberico Schwein: Secreto, Pluma, Presa
Welche Küchengadgets?
Ausser einer guten Eisen- oder Grillpfanne oder einem Holzkohlengrill benötigt man vor allem eines: ein sehr genaues, digitales Messgerät, um die
Kerntemperatur messen zu können. Vergessen wir die runden Zeigerinstrumente zum Reinstecken ins Fleisch. Das ist etwa so, wie mit einem römischen Streitwagen zum Mond zu fliegen – aussichtslos.
Moderne Backöfen haben diese Instrumente integriert, es braucht aber auch ein separates Thermometer, um in der Pfanne zu messen.
Wann salzen?
Ob das Fleisch vor dem Garen oder erst danach oder auf dem Teller gesalzen wird, ist einerlei. Ich bevorzuge Letzteres, mit Salzflocken, da bleibt
dann auch deren knusprige Konsistenz erhalten.
1. Arrosieren: für Edelstücke und Second Cuts jeder Grösse
Dazu erhitzt man die Eisenpfanne stark, worauf das Steak ohne Fett auf beiden Seiten je eine Minute gebraten wird. Anschliessend stellt man es für zehn Minuten in den 80 °C warmen Ofen. In der Zwischenzeit lässt man in der gleichen Pfanne ein grosses Stück Butter schmelzen und legt einige Zweige Thymian und Rosmarin sowie zwei geschälte Knoblauchzehen dazu. Nun übergiesst man auf kleinem Feuer, bei leicht schräg gehaltener Pfanne, das Fleisch unablässig mit der köchelnden Butter, bis es die gewünschte Kerntemperatur erreicht hat.
2. Sous-vide: eher geeignet für sehr faseriges Fleisch, das sich zum Schmoren eignet, wie Short Ribs, Schweinebauch oder Kalbsbrust
Sous-vide ist eines der wenigen kochtechnischen Überbleibsel der Molekularküche. Dabei wird das Fleisch in Plastik vakuumiert und in heissem Wasser schonend gegart, idealerweise bei gewünschter Kerntemperatur, und danach sehr heiss beidseitig angebraten.
Diese Art ist idiotensicher.
3. Grillen: für Edelstücke, Second Cuts und ganze Kotelett-Racks wie Kalb oder Ibérico-Schwein
Ob in der Grillpfanne oder über Gas- oder Holzkohlenglut, das Fleisch sollte vorher oder danach im Backofen auf Kerntemperatur gebracht werden. Den Kontakt mit dem Feuer benötigen wir nur, um eine Kruste zu bilden – die Maillard-Reaktion. Sie entsteht bei Temperaturen ab 140 °C; dabei wandeln sich Zuckermoleküle, die mit Aminosäuren reagieren, in aromatische Röstaromen. Ich bevorzuge das Niedergaren vor dem Braten, es gibt mir mehr Sicherheit bei der Kerntemperatur, vor allem bei grossen Stücken.
Gargrade mit ihren Kerntemperaturen:
Edelstücke und Second Cuts Rind:
Rare (blutig): 45–48 °C
Medium rare (halb blutig): 48–52 °C
Medium (halb gebraten): 53–56 °C
Medium well (halb durchgebraten): 59–62 °C Well (durchgebraten): 69–73 °C
Edelstücke Kalb und IbÉrico-Schwein:
Medium rare (halb blutig): 52–55 °C
Medium (halb gebraten): 55–58 °C
Medium well (halb durchgebraten): 60–65 °C
Well (durchgebraten): 69–73 °C
4. Pochieren: für sehr grosse Steaks wie Porterhouse
Damit meine ich nicht knackig-kurzes Garen in sprudelndem Salzwasser, sondern das langsame Auf-Kerntemperatur-Bringen in warmem Olivenöl. Eine äusserst schonende Methode, das Öl eignet sich danach für Gemüsesalate oder zum Kochen. Dazu stellt man den Backofen auf die gewünschte Kerntemperatur ein, legt das Steak in eine tiefe Backform, dazu einige Rosmarinzweige, und bedeckt es mit Olivenöl. Man lässt das Stück dann so lange im Ofen, bis die Wärme das Fleisch komplett durchdrungen hat. Danach grillt man es kurz und heftig oder brät es in der Pfanne.
5. Bratpfanne: für Filet, Entrecôte, Huftsteaks
Das ist die Methode mit dem kleinsten Aufwand – für die, die sich sicher fühlen mit Garzeit und Hitze in der Pfanne. Man geht wie folgt vor: eine Eisenpfanne erhitzen, das Steak beidseitig braten, dabei immer wieder umdrehen. Auch hier ist nach dem Braten Abstehen an der Wärme angesagt; einige Minuten genügen.
Das Erfühlen mittels Drückens mit dem Finger auf das Fleisch erfordert jahrelange Erfahrung. Als Richtwert bei einem Steak normaler Dicke dient der Handballen:
Drückt man dort mit dem Finger hinein und es fühlt sich gleich an wie das Steak, ist dieses medium rare.
Jetzt kann nichts mehr schiefgehen, gutes Gelingen, gerne höre ich von Ihnen, Grüßle
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