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Weinphilosophie - Erstes Kamingespräch

Gespräche über Genuss und Lebensqualität

Mein Kamingespräch – Der Weinjahrgang 2010 - eine neue Gesprächsreihe wird ins Leben gerufen!

Fachleute, absolute Spitzenkenner Ihrer Materie, unterhalten sich mit mir über spezielle, aktuelle Themen, ungeschminkt, offen, eben wie Fachleute, die wissen, von was sie reden. Diese Gespräche finden leider nicht immer am offenen Kamin statt, aber sie sind persönlich und individuell, immer unterschiedlich mit interessanten Themen.

Mich hat das Weinjahr 2010 interessiert, da viel gerätselt und spekuliert wird, wie wird der neue Wein-Jahrgang. Ich habe einige unterschiedliche Meinungen gehört, dies beweißt, daß der Weinjahrgang tatsächlich nicht so einfach ist. Für dieses Gespräch habe ich mir Klaus-Dieter Warth vom Weingut Warth aus Untertürkheim ausgesucht. KD Warth gründete mit dem Jahrgang 2008 sein eigenes Weingut.

 

Damit unsere Gedanken und Stimme eingestimmt wurden, wurde ein Gläschen 2009er Riesling *** trocken eingeschenkt, sehr fruchtig und angenehm anregend zum fachsimpeln.

 

Wie war nun des Weinjahr 2010? Ein Frühling, nicht zu nass, nicht zu trocken, Sonnentage und eine gute Entwicklung der Vegetation. Die Weinstöcke entwickelten sich recht gut, zarte Blätter wurden gebildet und so Anfang Juni bis Mitte Juni fing die Blüte der Stöcke an.

Zum Zeitraum des Blühens war es teilweise etwas zu kalt, daher ging es nicht immer ohne Komplikationen ab, die Entwicklung der Reben und Trauben nahm seinen Lauf. 

Juni und Juli hatte es beinahe zu wenig Regen, teilweise mußte berieselt werden, nicht überall. Der August war leider zu naß, der starkr Regen am 30. August tat den Trauben nicht gut. Gerade der Trollinger bekam Probleme, oft platzten die Reben durch die viele Feuchtigkeit auf, Fäulnis war angesagt. Überhaupt der Trollinger war gefährdet, denn ich beobachtete, daß an der gleichen Rebe unterschiedliche Reifegrade deutlich zu sehen waren, manche Trauben wurden rot, andere blieben fast grün. Warum dies so war, konnte mir keiner genau erklären! Daher mußte in diesem Jahr nicht nur der Trollinger, sondern der gesamte Weinberg sehr sorgfältig bearbeitet werden. Nachlässigkeiten wurden mit einer ungenügenden Lese bestraft.

 

Jetzt tranken wir ein Gläsche Cuveé vom Blanc, sehr angenehm und anregend. Was habe ich noch so nebenbei erfahren? Die Mengenreduzierung darf nicht zu früh vorgenommen werden, beim Riesling sollten die lockeren Trauben hängen gelassen werden. Lemberger und Spätburgunder haben im Weingut zugenommen und wurden vermehrt angebaut.

 

Bis Mitte September war schönstes Wetter, danach warm und Regen, eine kritische Phase, aber alle Trauben blieben gesund – nur der Trollinger musste weiter besonders kritisch beachtet werden.

Die Ostseite des Rebstocks wurde entlaubt, damit besser besonnt und belüftet wird.

Die Südseite nicht so stark, denn die direkte Sonneneinstrahlung nimmt den Trauben das Aroma,

läßt sie brutzeln, was nicht gewünscht wird. Die Wärme der Sonne hat den Trauben gut getan, eine gesunde, weitere Reife entwickelte sich. Die kurze Kältephase tat den Trauben gut, die Fäulnis wurde verhindert und die normale Lesephase konnte beginnen.

 

Fazit von KD Warth: Es war ein unerwarteter schöner und qualitativ hochwertiger Herbst. Die Wetterkrapriolen bereiteten ihm übers Jahr schon ab und zu ein wenig Bauchweh,  doch Dank des goldenen Oktobers wurde eine Ernte eingefahren, die zwar von der Menge deutlich untern den Erwartungen lag, dafür qualitativ hervorragend ist. Hohe Mostgewichte und eine spritzige Weinsäure; dies sind die Merkmale des Jahrgangs 2010.

 

Schöne Aussichten und Vorfreude auf den Wein des Jahres 2010.

 

Unser Gespräch beendeten wir mit etwas sehr ausgefallenem, es wurde ein 1967er Trabener Weingarten-Geierslay, Riesling, Spätlese, Fuder Nr. 2  kredenzt.

Ein Wein der eine leichte, feine Firne hatte, der ahnen ließ, welche Kraft vor Jahren in diesem Wein steckte. Geschmacksgefühl und etwas Vorstellungskraft  gehörte zu diesem außergewöhnlichem Tropfen. Es war für mich ein Erlebnis, denn so einen alten Weißwein hatte ich noch nie getrunken.

 

Können Sie dies Verstehen, haben Sie auch schon einmal einen solchen alten Weißwein getrunken? Gerne erfahre ich Ihre Meinung und freue mich auf  Ihre Antwort.

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